Mehr Wachstum in Europa.
Das ist das erklärte Ziel von Bundeskanzlerin Angela Merkel und
ihrer Schwarz-Gelben Regierung mit dem „Sechs-Punkte-Plan“.
Spätestens jetzt sollten bei allen nicht zur bürgerlichen Klasse
gehörenden Menschen die Alarmglocken klirren. Allerdings droht die
Bundesregierung den Menschen in den EU-Nachbarländern nicht nur mit
mehr Ausbeutung, Umweltzerstörung und Umverteilung, wie „Wachstum“
allgemein verständlich übersetzt werden könnte, sondern auch mit
dem Einrichten von „Sonderwirtschaftszonen“ und
Treuhandanstalten.
Bisher sind Sonderwirtschaftszonen mit dem geltenden EU-Recht nicht vereinbar. Derzeit gibt es sie nur in so undemokratischen Ländern wie China, Nordkorea oder Russland. Doch da die europäischen Regierungen, sowie der EU-Apparat sowieso dabei sind, verbliebene demokratische Recht und Freiheiten abzubauen, dürfte die Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen auch nicht weiter problematisch sein. Diese sollen vor allem in den sogenannten „Krisenstaaten“ wie Griechenland ins Leben gerufen werden, um, wie könnte es anders sein, das Wachstum anzukurbeln. Das Prinzip von diesen Sonderwirtschaftszonen ist keines, was sonst nicht auch angewandt würde. Arbeitsrechts- und Umweltschutzbestimmungen werden zu Gunsten der Kapitalisten noch weiter gelockert. Zudem werden Investitionskosten, vor allem in Infrastruktur, für die Kapitalisten oft schon vorher durch den Staat übernommen, sodass die Profitrate (Verhältnis von Gewinn zu eingesetztem Kapital) höher ausfällt. Weiterhin fallen weniger Steuern als allgemein üblich für die ansässigen Unternehmen an. Letztendlich lässt sich durch den „Sonderstatus“ des betreffenden Gebiets, die verschärfte Ausbeutung als notwendiger Ausnahmefall besser rechtfertigen, als würden solche Maßnahmen im ganzen Land ergriffen.
Jedoch hat sich zu früh
gefreut, wer denkt, mit Wohn- und Arbeitsort außerhalb möglicher
Sonderwirtschaftszonen aus dem Schneider zu sein. Denn der
„Sechs-Punkte-Plan“ verheißt noch weitere spannende
Überraschungen. So wird Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit
empfohlen, den Arbeitsmarkt nach deutschen Vorbild zu reformieren.
Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Laut Spiegel-Online sollen
„Kündigungsschutz
gelockert und Beschäftigungsverhältnisse mit niedriger Steuer- und
Abgabenlast eingeführt werden“. Dies ist genau auf der Linie der
2003 durch die Rot-Grüne Bundesregierung initiierten Agenda 2010.
Auch hier wurden die Kapitalisten von Sozialabgaben befreit,
Möglichkeiten zur Leiharbeit ausgeweitet, Leistungen der
gesetzlichen Krankenkassen gestrichen und Arbeitslosenunterstützung
an entwürdigende Beschäftigungen gekoppelt u.v.m. Angeblich beruht
die gute Stellung Deutschlands als „Exportvizeweltmeister“ auf
diesen Reformen. Und weil man in Deutschland so gerne exportiert,
gibt es jetzt neben den tollsten Produkten für alle Welt, die
Agendareformen für die krisenhaftigtsen EU-Länder noch oben drauf.
Doch
das ist noch lange nicht alles. Mittlerweile steht im Raum in den vom
Staatsbankrott bedrohten Ländern ähnlich wie in Ostdeutschland,
Treuhandanstalten einzurichten. Dieser Exportschlager bundesdeutschen
Imperialismus diente zwischen 1990 und 1994 hauptsächlich dazu, den
Staatsbesitz der DDR möglichst profitabel an Konzerne zu
verscherbeln. Dabei wurden nichtkonkurrenzfähige Betriebe einfach
geschlossen, sodass eine grassierende Massenarbeitslosigkeit die
Folge war. Gleichzeitig wurden profitable Betriebe wie die Werften
oder Jenoptik zu Schleuderpreisen an potenzielle Konkurrenten aus
dem Westen verkauft. Ebenso wurden Land und Immobilien oft unter Wert
an kapitalianlagebedürftige Reiche aus dem Westen veräußert. Dieses
schlaraffenlandartige Wünsch-Dir-Was für Kapitalisten soll sich
nun wiederholen. Der Verkauf von Staatsbesitz wird in keinster Weise
genug einbringen, um z.B. Griechenland aus der Schuldenfalle heraus
zu holen. Es geht vielmehr für die EU-Imperialisten darum, die
Situation auszunutzen, um günstig an profitable Unternehmen heran zu
kommen. Es droht ein Ausverkauf zu Ramschpreisen. Die Folge wird
sein, dass die Schulden von den entsprechenden Ländern trotzdem
nicht abgezahlt werden können und die Einnahmen in Zukunft ohne die
Staatsunternehmen noch geringer sein werden, sodass weiter Schulden
die Folge sein werden. Eine wirkliche Entschuldung von Ländern wie
Griechenland oder Portugal ist auch nicht das Ziel der Troika aus
IWF, EU und EZB. Schließlich sind die Staatsanleihen zu
Höchstzinsen eine Maximalprofit bringende Kapitalanlage für diverse Monopolbanken.
Die Pläne der Bundesregierung, die als Hauptscharfmacher des reaktionären EU-Bündnis fungiert, fordern die unterdrückten Massen wieder einmal heraus. Egal wie Reformen und Maßnahmen genannt werden und trotz verschiedenartiger Auswirkungen; ihr Ziel ist immer, eine noch verschärftere Ausbeutung einzuleiten und demokratische Rechte und Freiheiten einzuschränken. Internationale Solidarität wird nötig sein, um die Menschen in den am schärfsten von der Krise betroffenen Ländern in ihrem Kampf zu unterstützen. Gleichzeitig müssen Illusionen beseitigt werden, die von einer demokratischen EU, gerechten Sparmaßnahmen oder einem Ausweg innerhalb des Kapitalismus reden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen