Sonntag, 8. April 2012

Koljah Kolerika: der Vorkämpfer gegen Antisemitismus

„Sorry, aber nichts ist blöder als politischer Rap und seine Hörer“ lautet eine Zeile in Koljah Kolerikas Track „Politischer Rap“ von seinem Album „Publikumsbeschimpfung“. Den Grund warum politischer Rap denn so blöd sei, liefert Koljah auch gleich mit, indem er rapt: „Wen ein deutscher Rapper sagt, sein Rap sei politisch, heißt das ungefähr so viel wie NPD-kompatibel“.
In zweierlei Hinsicht ist Koljahs Aussage absurd. Zum einen ist es ja selbst eine politische Aussage, jedem „politischen Rap“ eine Nähe zur Ideologie der faschistischen NPD zu unterstellen. In der Konsequenz könnte Koljah sich dann selbst beim nächsten NPD Aufmarsch einreihen, denn sein Track bietet weitere Aussagen, die durchaus als politisch einzustufen sind. „Ey jo die meisten Judenhasser sind Islamversteher und bald fusioniert die Linkspartei mit Al-Qaida“. Auch andere Stücke von Koljah weisen eine ganze Reihe politscher Aussagen auf. „Du hörst viel lieber Max Herre und willst ‚ne Deutschquote, weil die deutsche Kultur durch dieses Zeug bedroht ist.“ („Du bist dagegen“ Rapfolk feat. Koljah) oder „In deinen Videos sehe ich nur verdammte Machos. Du hast bestimmt einen Antikriegstrack. Bestimmt heißt der FUCK BUSH“ („Danke Nein“ Koljah und Thai Phun). Jedenfalls dürfte Koljah, der als einziger Rapper laut Selbstaussage den Konjunktiv beherrscht, zuzutrauen sein, diese Unsinnigkeit in seiner Aussage zu erkennen. Vielmehr darf vermutet werden, dass mit „politischem“ Rap eher Rapper gemeint sind, die sich als links verstehen. Damit wird auch klar, worin die zweite und auch essentiellere Absurdität in der anfangs zitierten Zeile liegt. Dass sich linke Rappper oder linker Rap letztendlich einreihten in ein reaktionäres, faschistisches Weltbild. Dass dieses Statement nicht einfach nur ein Ausrutscher ist, bewies Koljah in einem Interview vom 16.01.2011 mit dem Rapportal „allesreal.de“. Er sagt darin: „ Außerdem ist die Welt falsch eingerichtet, aber fast alle, die meinen, da was gegen zu haben, liegen noch viel falscher.“ Auf die Frage, wer denn diejenigen seien die etwas dagegen hätten, antwortet Koljah: „Linke, Nazis, Islamisten“.
Die Methode links und rechts gleichzusetzen, ist dabei keine unbekannte in der BRD. Die Extremismustheorie lässt sofort grüßen. Dass damit nichts als reaktionäre Diffamierung fortschrittlicher Kräfte betrieben wird und gleichzeitig Faschisten verharmlost werden, ist das letztendliche Ziel dieser Propaganda. Jedoch kann man Koljah bezogen auf die Begründung für seine Rechts-gleich-Links These nicht direkt in die offizielle Staatspropaganda der Extremismustheoretiker einreihen. Diese gehen vor allem von einer Demokratiefeindlichkeit aus, die allen Extremisten gemein sei. Koljah schwingt hingegen die Antisemitismuskeule, die von staatlicher Seite und in bürgerlichen Massenmedien nicht primär benutzt wird. Der Kabarettist Hagen Rether, der Israel als Apartheidsstaat bezeichnet und den man politisch eher links einordnen kann, wird zum Beispiel von Koljah dem ‚benutzen eines urdeutschen Antisemitismus‘  (Interview allesreal.de) bezichtigt. Allerdings ist es ein Fakt, dass in Israel Palästinenser Bürger zweiter Klasse sind und insofern ein solcher Vergleich durchaus angebracht ist. Wie sich in dieser Aussage eine Judenfeindlichkeit äußert, zeigt Koljah allerdings nicht. Es ist aber der alte wie reaktionäre Versuch Linke, die aufgrund ihrer antiimperialistischen Positionen ein von Natur aus  kritisches Verhältnis zu allen imperialistischen Staaten, wie eben auch Israel , haben, in eine rückschrittliche Ecke zu stellen und damit mundtot zu machen.  Den Beweis dafür, dass Kritik am Staat Israel nicht mit Antisemitismus gleichzusetzen ist, liefert Koljah indirekt selbst, indem er durchaus angebracht die Verwendung des Wortes „Islamophobie“ kritisiert:  „Der Begriff Islamophobie ist ein Kampfbegriff und verwischt die Grenzen zwischen einerseits Kritik am Islam und andererseits Rassismus gegenüber Moslems. Religionskritik wird so unmöglich; jedes kritische Wort gegen den Islam kann so in die Nähe von Ausländerfeindlichkeit oder Rassismus gerückt werden“ (Interview allesreal.de).
Der von Koljah wie von vielen anderen „Antideutschen“ auch inflationär gebrauchte Antisemitismusbegriff, trägt im Endeffekt sogar zur Verharmlosung von wirklichem Antisemitismus bei, wenn schließlich schon jede Kritik an Israel als solcher gewertet wird.
Der angebliche Antisemitismus ist trotzdem nicht das einzige, was Koljah an politischem, also linkem Rap stört. „Wozu höre ich politischen Rap. Ich les‘ ein Buch, wenn ich was wissen will“, so eine Zeile aus dem schon zitierten Track „Politscher Rap“. Natürlich ist klar, dass es beispielsweise schwierig ist „komplexe politische Themen… „ wie Marx‘ Theorie von Ausbeutung und Erschaffung des Mehrwert „...  irgendwie auf drei mal 16 Zeilen runterzubrechen“ (Interview allesreal.de).
Jedoch ist das auch nicht der Sinn von politischer Musik. Der Zweck ist doch vielmehr auch damit eine Art Propaganda zu machen, die über Klänge und Rhythmen versucht, Menschen für bestimmte Inhalte und Aussagen zu begeistern. Politische Musik ist letztendlich eine Methode, die über Eingängigkeit auf die Gefühlsebene wirkt und somit Leute dazu bringt, sich mit einer Sache zu identifizieren. Das kann man natürlich nun leicht als hinterlistige Menschenkescherei abtun. Jedoch ist das Ansprechen von Gefühlen einerseits mitentscheidend, um Menschen zu mobilisieren und andererseits wird von der mainstreamisierten Musikindustrie genau die gleiche Methode, bloß  gefüllt mit anderen Inhalten, genutzt, um kleinbürgerliches Konsumdenken und politisches Desinteresse zu fördern.  Beispiele gibt es zuhauf. Im Lied „Welcome to St. Tropez“  von „DJ Antoine“ heißt es zu eingängiger und tanzbarer Musik: „Too much money on the bank account, hands in the air when we scream and shout…“  Hier wird der Eindruck vermittelt, dass es besonders erstrebenswert sei, nur nach viel Geld zu trachten um im überschwänglichen Luxus zu schwelgen. Angeberisches Zurschautragen von irgendwie erworbenem Wohlstand wird genauso angepriesen wie ständiges Party machen und Müßiggang. Gesellschaftlich relevante Probleme, wie Arbeitslosigkeit, Arbeitshetzte oder Umweltzerstörung werden hingegen nicht angesprochen. Insofern macht es durchaus Sinn, eine Gegenkultur zur dekadenten Mainstreammusik zu schaffen, und gerne auch in Form von linken Rapliedern.
Letztendlich haben Ansichten bzw. Propaganda wie die von Koljah nur zur Folge, dass politische linke Aktivisten verunsichert werden. Denn schließlich möchte ja keiner Antisemit sein und oder dumpf hohle Sprüche gröhlen. Deswegen ist es wichtig, Diffamierungen, wie sie von Koljah und seinen Gesinnungskameraden ausgehen, nicht unwidersprochen zu lassen und deren Verlogenheit zu entlarven.

9 Kommentare:

  1. Ich hab' es verstanden!

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  2. ...der Song handelt wohl eher von Platitüden fern ab jeglicher politischer Anteilnahme. Es geht um Uninformiertheit und Verkürzungen. Jemand, der sich eingehen mit politischem Rap auseinandergesetzt hat, würde das verstehen.

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  3. Da du offenbar die ironie (wobei Ironie sicherlich ein viel zu einfacher denkweise in Koljahs texten ist) nicht verstehen kannst, möchte ich jetzt auch nicht weiter auf deine fehlgeleitete interpretation eingehen.

    Nur eines möchte ich herausstellen, weil es deine argumentation ad absurdum führt: „Wenn ein deutscher Rapper sagt, sein Rap sei politisch, heißt das ungefähr so viel wie NPD-kompatibel“. heißt einfach nur, dass gerade die, die sich als deutsche Rapper sehen, und aktiv behaupten politischen Rap zu machen, tatsächlich meist wenn überhaupt populistisch, stumpf und nur für das gemeine Volk zugänglich sind. Hat Koljah denn selbst behauptet er mache "politischen rap" oder hast du ihm das nur unterstellt?

    Ein Beispiel für so eine Person hier wäre sicherlich "Prinz Pi" der sich selbst als superintelligent und superpolitisch sieht, aber dessen politische Aussagen (amis doof, krieg doof, banker doof, regierung korrupt, verschwörung überall, welt verrückt, outsourcing doof, china übernimmt die welt, arbeitslosigkeit doof, kapitalismus irgendwie doof) doch derart massenkompatibel sind, das du wohl kaum einen menschen in deutschland finden wirst, der ihnen nicht erstmal zustimmen würde.

    Das ist zwar alles durchaus politisch, aber doch eher CDU/CSU/NPD sprich massen-kompatibel, als gesellschaftskritisch (besonders auffällig ist das immer dort wo das bauchgefühl gegen den verstand gewinnt (zB. bei fragen zu krieg, wirtschaft, polizei usw.) NPD-Kompatibel sind die Parolen übrigens ebenso, denn die NPD Ideologie entspringt ja eben dieser bauchgefühl-politik, ohne Hinterfragen und ohne konstruktive Lösungsansätze. Das einzige was bei der NPD anders ist, ist das halt noch Rassismus und Faschismus in einem stärkeren offensichtlicheren Ausmaß dazu kommt.

    Andere "Politische Rapper" - die sich selbst so nennen - geben oft eigentlich nur das in expliziterer Form wieder was all die "unpolitischen" Grauzone/oi/faschos am stammtisch und in ihren texten auch aussagen. Prinz Pi ist da sicherlich noch einer der Intelligentesten, es gibt auch viele rapper die knallharte antisemitische und rassistische dinge auf den tisch bringen, und das dann politisch nennen.

    ein paar gegenbeispiele gibt es sicherlich auch.

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    1. @ antiva:
      Antwort Teil I
      meinetwegen hättest du gern auf meine "fehlgeleitete Interpretation eingehen" können. Ich bin da offen für Anregungen.

      Weiterhin muss ich dir recht geben, dass Koljah nicht behauptet hat, dass sein Rap politisch sei. Und ich gebe zu, ihm das trotzdem zu unterstellen. Die unter anderem von mir im Artikel angeführte Textzeile Kolkahs: „Ey jo die meisten Judenhasser sind Islamversteher und bald fusioniert die Linkspartei mit Al-Qaida“ ist aus meiner Sicht auf jeden Fall eine politische Äußerung und von denen gibt es auch noch einige weitere. Vielleicht habe ich natürlich auch nur ein falsches Verständnis von dem, was als politisch zu bewerten ist.
      Auf jeden Fall ist aus meiner Sicht, die Tatsache, dass sicherlich viele (deutsche) Rapper dummes Zeug erzählen und damit letztendlich politische Aussagen machen oder sich selbst gar als politische Rapper sehen, kein Grund jeglichen politischen Rap zu diffamieren. Wenn Koljah "politischen Rap" mit rechtsgerichteter Ideologie gleichsetzt, ist das für mich eine falsche Definition, denn es gibt ja durchaus linke Rapper (meinetwegen Johnny Mauser), die auch politische Texte machen, bloß halt ohne irgendwelche Scheiße in den Lyrics. Und nur, weil Rapper mit rechten Texten, sich per Selbstdefinition als "politisch" bezeichnen, sollte das gerade ein Grund sein, ihnen das Feld des "Politischen" nicht einfach so zu überlassen. Koljah mag mit "politschen Rap" ein ironisches Bild verwenden wollen. Auf jeden Fall kommt es aus meiner Sicht falsch so rüber, als würde er links und rechts in einen Topf werfen und dies scheint auch durchaus beabsichtigt, wie aus dem Interviewzitat, was ich angeführt habe, deutlich wird. Das kann er natürlich machen und argumentieren, das sei ja alles so verkürzt und linke Kapitalismuskritik schlösse sich irgendwie dann wieder den Positionen der Faschisten an. Das ist meiner Meinung nach aber nicht zutreffend und klingt für mich eher nach Verschörgstheorie. Nur weil jemand den Irakkrieg beispielsweise ablehnt, braucht noch lange keine antisemitische Querfront gewittert werden.


      Du führst das Beispiel Prinz Pi an, für einen so rechtslastigen politischen Rapper. Leider kenne ich seine Texte nicht, um da viel zu sagen zu können.
      Ob er nun wirklich Kapitalismuskritik äußert oder nicht, weiß ich nicht. Ich will nur so viel sagen, dass Kritik am Kapitalismus, an Arbeitslosigkeit, an Aggressionskriegen oder der Regierung aus meiner Sicht schon legitim sind und nichts mit CDU/CSU/NPD Kompatibilität zu tun haben. Schließlich sind unter anderem diese drei Parteien explizite Befürworter des Kapitalimus. CDU/CSU dazu auch noch mitverantwortlich für die grassierende Arbeitslosigkeit. Und was die NPD angeht so sieht sie sich in der Tradition der faschistischen NSDAP, die dem deutschen Monopolkapital ja ein wahres Paradies der Ausbeutung und Unterdrückung geschaffen hat. Und, dass die NPD den Kapitalismus abschaffen will, kann auch nicht ernsthaft behauptet werden. Deren "Kritik" richtet sich ja vor allem gegen die Internationalisierung der Produktion und nicht gegen die Ausbeutung der Lohnarbeit oder das Privateigentum an Produktionsmitteln allgemein.
      Den amerikansichen Imperialismus zu kritisieren, hat auch nichts mit Nähe zur CDU/CSU/NPD zu tun. Sind es doch gerade diese Parteien, die eine imperialistische Außenpolitik massiv befürworten, wenn sicherlich auch zu Gunsten des deutschen Imperialismus.

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    2. @ antiva
      Antwort Teil II

      Ich halte es auch für falsch, die Masse der Bevölkerung in die Nähe zu reaktionärem Gedankengut zu rücken, wie es von CDU/CSU und noch viel krasser von der NPD verbreitet wird. Natürlich sind auch durchaus rückschrittliche Ressentiments in größen Teilen der Bevölkerung verbreitet und die Äußerung solcher Meinungen, wie durch den Rassisten Sarrazin, wird dann gerne als "(Rechts) Populismus" bezeichnet. Du benutzt dieses Wort "Populismus" auch, dessen Inhalte deiner Meinung nach beim "gemeinen Volk", zu dem du dich höchstwahrscheinlich nicht zähltst, besonders gut ankommen.
      Jedoch suggeriert das Wort Populimus, bestimmte Ansichten kämen aus der Bevölkerung bzw. von den Massen und würden durch Vetreter in der Öffentlihckeit nur artikuliert. Jedoch ist das Gegenteil der Fall. Thilo Sarrazins Thesen z.B. wären wahrscheinlich im Hinterregal verschunden, hätten nicht Fernsehen und Printmedien, großzügig Raum zur Bekanntmachung seines Buches gegeben und immer wieder betont, wie wichtig doch die Debatte sei, die Sarrazin angestoßen habe. Letztendlich war es nichts als rassistische und sozialdarwinistische Hetzte, die systematisch über die Massenmedien verbreitet wurde. Diese hat nun gerade bei besonders rückständigen Elementen (Lumpenproletariern, Kleinbürgern mit Abstiegsängsten,unorgansierten Arbeitern) gefruchtet, die aufrgrund ihrer gesellschaftlichen Marginalisierung über kein ausgeprägtes (klassen) Bewusstsein verfügen. Jedoch suchen sich solche Leute ihre Gesellschaftliche Position oft nicht bewusst aus und die Hetzte wird von denen verbreitet, die ein Interesse an der Spaltung der Unterdrückten haben. Es ist also aus meiner Sicht falsch und einer gesellschaftlichen Veränderung in keinster Weise zuträglich, wenn von einer unveränderlich dummen Masse ausgegangen wird, die von Natur aus reaktionär ist. Ebendies drückt aber der Begriff Populismus aus. Vielmehr sollten sogenannte "Populisten" entlarvt und bekämpft werden, sowie das Kultur- und Bewusstseinsniveau von rückständigen Menschen durch Überzeugungsarbeit (sofern es noch geht) und Einbeziehung in politische Kämpfe gehoben werden.
      Du kritisierst auch, dass viele Leute mit ihren "Bauchgefühl" eher zu rückständigen Positionen tendieren, als über ihren "Verstand" ein gesellschaftskritisches Denken zu entfalen. Jedoch bilden Fühlen (Bauchgefühl), Handeln (politische Aktivität z.B.) und Denken (Verstand) eine Einheit. Es ist ja nicht so, dass diejenigen, die nicht im CSU Bierzelt grölen, auf den Trichter gekommen sind, mal einfach ihren Verstand zu benutzen. Das, was einem der sogenannte Verstand sagt, ist doch auch nur das Produkt der Umwelt, also äußerer Einflüsse, wie Erziehung, materieller und ökonomischer Stellung, Politischer Beeinflussung, Bildung etc. Oder glaubst, dass der Verstand etwas Absolutes ist, dass man einfach nur anschalten muss, um das Richtige zu tun, während das böse Bauchgefühl einen zur Sünde verleitet? Und anscheinend haben deiner Meinung nach auch nur einige Wenige, einer beneidenswerten Elite Zugehörige, es geschafft ihren Verstand zu benutzen, um sich aus ihrer selbstverschuldetet Dummheit zu befreien?

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    3. @ antiva
      Antwort Teil III

      Ich denke, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt und damit Handeln, Fühlen und Denken von der Interaktion und den Kontakten und Einflüssen mit der Außenwelt abhängen. Es ist also falsch, eine Anbetung des Verstandes zu vollführen, denn dieser kann einem vieles erzählen. Die brilliantesten Wissenschaftler haben ihre Fähigkeit wohlwissend in den Dienst der Faschisten gestellt und die einfachsten Menschen haben weltweit gegen sie gekämpft. Genauso halte ich es für falsch den Status Quo für unabänderlich zu halten. Zudem ist es natürlich ein erbauendes Gefühl die meisten um sich herum als Idioten zu betrachten während man selber, zu den Auserwählten gehört, die nicht verkürzten Parolen und stumpfen Stammtischgefasel auf den Leim gehen. Da kann man sich zwar freuen, ein so aufgeklärtes Wesen zu sein, das hilft aber noch lange nicht, einen Weg zu finden, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu verbessern.

      Ich weiß nicht, ob dass, was ich hier alles aufgeführt habe so auf dich komplett zutrifft, aber generell habe ich den Eindruck, dass viele der "kritischen" Geister, zu denen, wie ich vermute, auch Koljah zählt, im Endeffekt metaphysisch-idealistische Standpunkte vertreten. Also ein Bewusstsein, dass das Sein bestimmt (der Verstand sagt das richtige das Gefühl das Falsche). Unveränderlichkeit der Dinge (Die einen sind halt dumm, die anderen schlau). Eliten, die zur Erkenntnis gelangen (Die Massen sind, aber ich habs verstanden). Intrinsische Schlechtheit des Menschen (So ist es halt - Massenkompatibilität bedeutet CDU/CSU(NPD Konformimus) usw. usf.
      Wenn, dass was ich hier gesagt habe, nicht klar genug ist, dann führe ich es gerne weiter aus, bzw. bin auch offen für kritische Stimmen.

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    4. @ Antiva
      In dem Lied "Rost" von Prinz Pi, auf welches du andeutest kann ich keine Wertung der da geschilderten Situation finden, es ist eher eine Art Momentaufnahme.
      Und in "Säulen der Gesellschaft" ist seine Aussage auch eine andere als die, die du darin erkannt hast.

      Desweiteren sollte sich ein so devoter Koljah-Fan wie du an folgendes erinnern:
      Koljah, NMZS - Authentisch:
      "Leute fragen: "Wie sind meine Tracks gemeint?"
      Aber ich kann dazu nichts sagen, weil ich es selbst nicht weiß
      Oder die Tracks eigentlich gar nicht irgendwie gemeint sind
      Und sie haben keine Botschaft, ich finde Ironie halt scheiße".

      Koljah macht politische Tracks und Prinz Pi hat die tighten Raps an den Nagel gehängt und macht jetzt Liebeslieder. Man sollte die Worte von Rappern nicht auf die Goldwaage legen, denn schon Kanye West sagte: "We rappers is role models: we rap, we don't think."

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