Laut Ostsee-Zeitung sah Roland Methling seinen Wahlsieg im ersten Wahlgang als Bestätigung der Rostockerinnen und Rostocker für seine Politik. Mit dieser Aussage wird allerdings nicht etwa Methlings Politik bestätigt, sondern vielmehr die Tatsache, dass dieser Mensch weit von der Realität entfernt lebt. Bei einer Wahlbeteilgung von 36,6% und ca. 174.000 Wahlberechtigten stimmten gerade einmal ca 34.260 für Roland Methling. Das sind also nur knapp 20% der Rostocker Bürgerinnen und Bürger, die diesen OB weitere 7 Jahre ertragen wollen. Wenn man dann auch noch Mehtlings absolute Stimmenanzahl vom letzten Sonntag mit der Anzahl vergleicht, die er 2005 erzielte, stellt sich heraus, dass er sogar knapp 7.000 verlor (vgl 2005: 41933 Stimmen für Methling).
Diese Tatsache ist auch nicht weiter verwunderlich, wenn man Methlings Politik der letzten Jahre Revue passieren lässt. Mit aller Macht wollte Roland Methling das stadteigene Südstadt Klinikum verkaufen, wogegen sich in der Bevölkerung starker Widerstand regte. Es ist wohl einer der perifidesten Auswüchse des kapitalistischen Systems, mit der Gesundheit oder vielfach auch Krankheit von Menschen Porfite machen zu wollen. Methling allerdings hat gegen solche Machenschaften wenig einzuwenden. Genauso wie dagegen, dass im Jahre 2007 der Neonaziladen "East Coast Corner" aufmachte. Eine Reaktion seitens des achso antifaschistischen OB blieb damals aus. Zudem rühmt sich Methling damit, 40 Millionen Euro Schulden abgebaut zu haben. Auf wessen Rücken dies geschah, wenn dem denn überhaupt so ist, kann man in Rostock alltäglich erleben. Zuschüsse für Vereine und Jugendclubs wurden gekürzt oder ganz gestrichen. Das Theater siecht dahin. Hingegen hatte Mehtling große Pläne, historische Gebäuder der Hansestadt zu verkaufen wie etwas den Wasserturm oder das Kröpeliner Tor. Kurzum, es gibt genügen Gründe, Roland Mehtling zu kritisieren und ihn als OB abzulehnen.
Und ähnlich dachten wohl auch viele Hansestädter, als am 05.02. die Wahl zum Oberbürgermeister anstand. Dass es nun nicht zu einer Ablösung Methlings kam, scheint auf den ersten Blick schwer nachvollziehbar. Dabei muss aber bedacht werden, dass die "Gegner" Methlings auch keine wirklichen Alternativen zu diesem darstellten und sich auch wenig von ihm inhaltlich distanzierten. Karina Jens, die sicht nicht mal traute den Namen ihrer Partei CDU auf ihre Wahlplakakte zu drucken - was einiges darüber aussagt, wie verhasst diese Partei an der Warnow ist - kam mit der begeisternden Idee, Verwaltung von Hansestadt Rostock und Landkreis Rostock zusammen zu legen. Im Endeffekt würde das für die eh schon zusammengekürzten Belegschaften der Verwaltungen bedeuten, dass am Ende Stellen gestrichen werden. Kerstin Liebich von der Linken kommt nicht weder aus Rostock, noch hat sie längere Zeit in der Stadt gelebt. Das allein muss einen nun nicht gleich disqualifizieren. Doch die Tatsache, dass ihre Wahlaussagen auf den Plakaten vor Inhaltsleere nur so strotzen, sollte es umso mehr. "Rostock Lieb' Ich" wird wohl kaum jemanden überzeugt haben. Als "Linke" hätte sie stattdessen Mehtling für seine durchaus als rechts zu bezeichnende Politik scharf attackieren können. Leere Slogans gab es auch vom vorher als am aussichtreichsten Methlinggegner eingeschätzten Ait Stapelfeld. Dieser, übrigens Chef vom allseits beliebten Rostocker Finanzamt, vertraute mehr darauf Gesichter von anderen Leuten auf seine Plakaten abzudrucken, die erklärten, warum sie ihn aus verschiedenen Gründen unterstützten. Wie er allerdings die hohe Arbeitslosigkeit in der Hansestadt bekämpfen wollte oder mehr günstigen Wohnraum bereitstellen wollte, das konnte Stapelfeld trotz Glücksschwein zum neuen Jahr nicht. Den anderen drei Kandidaten, Sybille Bachmann, Christian Blauel und Toralf Vetter waren im Vorfeld nur wenig Chancen eingeräumt worden und ihre Ergebnisse bestätigten diese Annhame auch. Jedoch war auch da von keinem wirklich eine Alternative zu erwarten, höchstens noch Toralf Vetter, der sich aber wohl aufgrund geringer finanzieller Mittel kaum publik machen konnte.
Bei diesem Pool an mehr oder weniger angepassten Gegenkanditaten wirkt Mehtlings Sieg noch weniger schmeichelhaft, als das, was das Ergebnis in Zahlen eh schon vermuten ließ. Fakt ist jedoch Mehtling bleibt weitere sieben Jahre Bürgermeister in der Stadt der Sieben. Um die Vorfreude auf diese Zeit noch zu vergrößern, kündigter er in der Ostsee-Zeitung schon mal "eine härtere Gangart" an. Hoffentlich bläst ihm auch ein stärkerer Wind entgegen, vor allem von der Straße, denn von den etablierten Parteien in der Bürgerschaft ist ein Orkan nicht zu erwarten.
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