Mittwoch, 8. Februar 2012

Gottgegeben is' nich

Dieudonné - der Gottgegebene -  so lautet der Vorname von Diedonné M’bala M’bala übersetzt, sorgte in Frankreich immer wieder für Schlagzeilen mit seinen judenfeindlichen Äußerungen und Aktionen.  Am makabersten war wohl seine Verleihung des „Preises für Unangepasstheit“ an den Holocaustleugner Robert Faurisson in KZ-Uniform im Jahre 2008. Neben mehrerer Verurteilungen wegen antisemitischer Äußerungen entblödete sich M’bala M’bala auch dazu, seinem dritten Kind den Taufpaten Jean-Marie Le Pen zu verpassen. Zudem versuchte er bei der Europawahl 2009 mit der sogenannten „Antizionistischen Liste“ auf Stimmenfang zu gehen. Im Programm dieser Partei wimmelt es nur so von nationalistischem Dünkel und paranoiden Verschwörungstheorien. Artikel eins des Parteiprogramms besagt zum Beispiel: „Der Einfluss des Zionismus auf die öffentlichen Angelegenheiten der Nation muss abgeschafft werden". Oder in Artikel fünf wittert die Partei eine jüdische Verschwörung in ganz Frankreich, indem sie sagt, dass „Unser Staat, unsere Regierung und unsere Institutionen von der Vereinnahmung und dem Druck zionistischer Organisationen befreit werden müssen“.
Es braucht also keine großen analytischen Fähigkeiten, um zu erkennen, dass M’bala M’bala die reaktionäre Ideologie des Antisemtismus vollends vertritt und dem faschistoiden Spektrum zuzuordnen ist.  Interessanter ist hingegen die Gefahr, die jemand vom Schlage Dieudonnés aussendet. Offiziell ein Komiker tourt Diedonné regelmäßig mit seinem Programm durch die frankophonen Lande und kann dabei durch aus in größeren Hallen Publikum anlocken. Auf seiner Facebookseite wird er immerhin von über 100.000 angemeldeten Usern geliket. Und wäre Dieudonné ein „ganz normaler“ weißer französischer Antisemit, seine Anziehungskraft und das Interesse für ihn wären wohl weitaus geringer und auf offen rechte Kreise begrenzt. Jedoch hat er selbst einen Migrationshintergrund mit elterlichen Wurzeln in Kamerun und ist noch dazu Moslem.  Diese Rolle als einer der selbst von der französischen Mainstreamgesellschaft ausgeschlossen und stigmatisiert wird, kann ihm durchaus den Zugang zu der großen in Frankreich lebenden Zahl an Migranten aus muslimisch geprägten Ländern erleichtern, zumal er sich früher auch für deren Bleiberechte einsetzte.
Deren Situation ist oft das, was gerne als „prekär“ bezeichnet wird. Also schlechtes Einkommen, wenig Bildungschancen, Leben in sozialer Ausgrenzung und Illegalität. Da bietet sich natürlich ein jüdischer Sündenbock an, der den französischen Staat kontrolliert und aus purem Moslemhass und Weltherrschaftsstreben den Arabern in Frankreich das Leben schwer macht. Außerdem hegen viele Menschen aus muslimischen Ländern eine teilweise berechtigte Kritik an dem Vorgehen des Staates Israel im Nahen Osten. Damit soll nun keineswegs der ganzen arabischen Community in Frankreich unterstellt werden, mit Dieudonné d’accord zu sein oder judenfeindliche Vorbehalte zu haben. Jedoch hat Dieudonnés Demagogie das Potenzial, die Wut über die sozialen Missstände im Kapitalismus in eine reaktionäre Bahn zu lenken. Gleichzeitig dient der Antisemitismus immer auch dazu, die wahren Unterdrücker und Ausbeuter zu verschleiern. Ähnlich wie die faschistoide Tea Party in den USA wird sich scheinbar gegen eine  vermeintliche Elite aufgelehnt, ohne die bourgeoise Klasse als unterdrückende Klasse  oder überhaupt als Klasse zu entlarven.  Deswegen muss Diedonné und Seineslgeichen auch von allen fortschrittlichen Kräften ebenso bekämpft werden wie die Front National.
Es zeigt sich also mal wieder, es gibt keinen Gott. Denn würde es ihn geben, hätte er uns nicht Dieudonné gegeben!

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